Hochschule Kempten      
Fakultät Elektrotechnik      
Digitaltechnik       Fachgebiet Elektronik, Prof. Vollrath      

Digitaltechnik

02 Verknüpfungen

Prof. Dr.

Jörg Vollrath


01 Einführung Digitaltechnik



Ein kurze Videozusammenfassung der Vorlesung




Länge: 5:58 min
Der abgebildete Baustein 7400 hat natürlich ein dual in line (DIL) Gehäuse.

Übungsaufgabe: Erstellung einer Wahrheitstabelle und des Zeitverhaltens aus einem Schaltplan



Länge: 7:48 min

Digitaltechnik



Wiederholung


Wiederholung



Fragen heute





Die Kombination mehrerer dualer Signale kann eine Funktion, eine Verknüpfung, eine Grundfunktion darstellen.
Jede Funktion hat Eingänge und Ausgänge.
Durch Zusammenfassung von mehreren dualen Signalen können Symbole erzeugt werden.
Mann kann eine Verknüpfung mathematisch als Gleichung, als Schaltzeichen, als Wahrheitstabelle, mit einer Programmiersprache symbolisch oder durch eine zeitliche Messung der Eingangs- und Ausgangssignale darstellen.

Gurtwarnlampe

  • Der Sitz ist besetzt.
  • Der Gurt ist nicht eingerastet
  • Das Auto fährt

  • Wenn der Sitz besetzt ist, der Gurt nicht eingerastet ist und das Auto fährt, leuchtet die Lampe und ein Warnton erklingt.
  • Eingänge
    • Besetzt (B), Gurt eingerastet (G), fahren (F)
  • Ausgänge
    • Lampe (L), Ton (T)
  • Verknüpfungen:
    • UND, NICHT
Die Digitaltechnik bildet eine Problembeschreibung in Eingänge, Ausgänge und Verknüpfungen ab.
Diese Verknüpfungen werden mit Transistoren in einer Schaltung realisiert.
Der Einfachheit halber werden Abkürzungen eingesetzt: B, G, F, L, T
Jeder Eingang und Ausgang ist entweder '0' oder '1'.

Ziele

Darstellung boolescher Verknüpfungen

Schaltfunktion UND


Y = f(X1,X2) = X1 ^ X2 = X1 · X2
X1, X2: Eingangsvariablen
Y: Ausgangsvariable
^: Operationssymbol

Schaltzeichen, Schaltsymbol


Wahrheitstabelle


  X1     X2     Y  
000
010
100
111

Textuelle VHDL Beschreibung


entity und is port (
    X1,X2: in bit;
    Y: out bit);
end und;
architecture logic of und is
begin
    Y <= X1 and X2;
end

Schaltfunktionen

Ausgehend von der Mathematik wurden Symbole (^,v) für boolesche Funktionen eingeführt.
Diese Symbole waren leider zu Beginn der Datentechnik nicht bei dem darstellbaren ASCII Zeichensatz dabei.
Deshalb ist es immer noch schwierig diese Symbole in der elektronischen Datenverarbeitung darzustellen.
Programmiersprachen haben deshalb eigenen Notationen (+,·) mit Symbolen aus dem ASCII Zeichensatz entwickelt.

Schaltzeichen

Auch bei den Schaltzeichen gibt es unterschiedliche Zeichen. Es gibt einen IEC, einen ANSI und einen DIN Standard für Logikschaltzeichen.
Daneben wurden Programme zum zeichnen und simulieren von Schaltkreisen entwickelt. Das Programm LTSPICE, das in dieser Vorlesung verwendet wird benutzt Zeichen nach dem ANSI Standard. Mit einer Simulation mit LTSPICE kann die Funktion einer Digitalschaltung verifiziert werden.
Es gibt zwar die Möglichkeit in Programmen die vorhandenen Symbole zu ersetzen, in der Praxis erfordert dies jedoch zu viel Aufwand. Deshalb werden in dieser Vorlesung ANSI Symbole dargestellt. Der Vollständigkeit halber werden die anderen Darstellungsarten erwähnt.

Wahrheitstabelle

Die Wahrheitstabelle ist eine aufzählende Darstellung einer booleschen Verknüpfung.
Links stehen die Eingangssignale und rechts die Ausgangssignale.
Die möglichen Eingangskombinationen Zn von n Signalen, die nur die 2 Zustände '1' und '0' haben können, ist:
Zn = 2n. Deshalb gibt es genau 2n + 1 Zeilen inklusive Überschrift.
Um sicher zu stellen, dass man alle Eingangskombinationen aufzählt, werden die Zeilen systematisch gefüllt.
Man zählt im Dualsystem: 000, 001, 010, 011, 100, .. genauso, wie im Dezimalsystem.
Betrachtet man die Spalten der Eingangssignale hat die rechte Spalte eine Sequenz von 0,1,0,1,...
Die nächste Spalte links davon hat die Sequenz: 0,0,1,1,0,0,1,1,..
Würde man dies in einem zeitlichen Ablauf betrachten, hätte die zweite Spalte die halbe Frequenz der ersten Spalte.

VHDL

Boolesche Verknüpfungen können auch textuell dargestellt werden.
Die Hardware Description Languages (HDL) sehen aus, wie normale Programmiersprachen.
Es gibt statt Variablen Signale und Übergabeparameter werden als Signale mit dem Typ bit oder std_logic versehen.
Zuweisungen '=' können als Verbindungen '<=' dargestellt werden.
Da HDLs sehr alt sind, ist die textuelle Beschreibung etwas aufwendiger, als bei modernen Programmiersprachen.
Es gibt auch noch höhere Beschreibungsmittel für digitale Systeme z. B. SystemC, Matlab, Labview.
Für VHDL gibt es eine ähnliche Entwicklungsumgebung, wie für andere Programmiersprachen.
In VHDL werden im Praktikum Logikfunktionen und ein einfacher Zustandsautomat realisiert.

Darstellung boolescher Verknüpfungen NAND

Schaltfunktion


Y = f(X1,X2) = /(X1 ^ X2) = !(X1 · X2)
X1, X2: Eingangsvariablen
Y: Ausgangsvariable
^: Operationssymbol

Schaltzeichen, Schaltsymbol


Wahrheitstabelle


  X1     X2     Y  
001
011
101
110

Textuelle VHDL Beschreibung


entity NAND is port (
    X1,X2: in bit;
    Y: out bit);
end NAND;
architecture logic of NAND is
begin
    Y <= NOT(X1 and X2);
end

Boolesche Algebra Grundfunktionen

Schaltfunktion


Schaltsymbol


Wahrheitstabelle


UND, AND


Y = X1 ^ X2 = X1 · X2
Y <= X1 and X2;
y = X1 && X2;
  X1     X2     Y  
000
010
100
111

ODER, OR


Y = X1 v X2 = X1 + X2
Y <= X1 or X2;
y = X1 || X2;
  X1     X2     Y  
000
011
101
111
Diese Grundfunktionen finden sich in Formelsammlungen wieder oder werden auswendig gelernt.
Die Namen entsprechen der erwartenden Funktion (sprechende Namen).
UND: Nur wenn Eingang X1 und Eingang X2 '1' sind ergibt sich am Ausgang eine '1'.
ODER: Immer wenn Eingang X1 oder Eingang X2 '1' ist ergibt sich am Ausgang eine '1'.

Boolesche Algebra Grundfunktionen

Schaltfunktion


Schaltsymbol


Wahrheitstabelle


NICHT, NOT


\( Y = \overline{X} = !X = /X \)
Y <= not (X);
Y = !X;
  x     Y  
01
10
Der Kreis markiert die Invertierung des Signals.
Zur vereinfachten Darstellung kann statt eines Inverters ein Kreis am Eingang gezeichnet werden.

Boolesche Algebra Grundfunktionen

Schaltfunktion


Schaltsymbol


Wahrheitstabelle


NAND


\( Y = \overline{X1 \wedge X2} \)
\( Y = \overline{X1 · X2} \)
Y <= not (X1 and X2);
y = not(X1 && X2);
  X1     X2     Y  
001
011
101
110

NOR


\( Y = \overline{X1 \vee X2} \)
\( Y = \overline{X1 + X2} \)
Y <= not( X1 or X2);
y = not( X1 || X2);
  X1     X2     Y  
001
010
100
110
Das vorgestellte N steht für not oder nicht. Das Ausgangssignal der UND oder ODER Funktion wird invertiert.

Weitere Grundfunktionen

EXOR, XOR


Wahrheitstabelle


y=(not(X1) and X2) or (X1 and not(X2))
y=not(X1 and X2) and (X1 or X2)
Y= X1 xor X2;
  X1     X2     Y  
000
011
101
110
Boolesche Funktionen Wikipedia
Logikgatter Wikipedia

Logikfunktionen in Excel


Es gibt NICHT, UND, ODER Funktionen die WAHR oder FALSCH liefern.
Je nach Länderversion heißen die Funktionen im Englischen, dann NOT, AND, OR.
Andere Funktionen müssen aus den Grundfunktionen zusammen gesetzt werden.
Mit Excel kann eine Handrechnung verifiziert werden.
Daneben kann man logische Verknüpfungen auch simulieren oder messen.

Simulation und Messung boolescher Verknüpfungen

Schaltplan LTSPICE


Zeitliche Simulation


Praktischer Aufbau


Signalmessung


Oszilloskop
Nach dem Entwurf einer digitalen Schaltung wird das Verhalten simuliert und mit der Wahrheitstabelle verglichen. Dazu legt man nacheinander die Pegelkombinationen der Wahrheitstabelle an.
Bei der zeitlichen Simulation sieht man in Blau und Grün die Eingangssignale und in Rot das Ausgangssignal.
Zu einem Zeitpunkt wird eine Zeile der Wahrheitstabelle abgebildet und gemessen.
Zu Anfang liegt 00 am Eingang und der Ausgang ist auch 0.
Danach folgen die restlichen Zeilen der Wahrheitstabelle.
Nach erfolgreicher Simulation wird die Schaltung aufgebaut und das korrekte Verhalten mit dem Oszilloskop gemessen.

Beispiel

Stellen Sie folgende boolesche Funktion als Schaltplan und Wahrheitstabelle dar:
y = ((x1+x2)(x2+x3))+/x4

Beispiel

Stellen Sie folgenden Schaltplan als boolesche Funktion und Wahrheitstabelle dar:

Boolesche Algebra

Genauso wie für die Rechenregeln und Gesetze für natürliche Zahlen gibt es Rechenregeln und Gesetze für die boolesche Algebra.
UND und ODER Operationen sind gleichwertig.
Es empfiehlt sich Klammern einzusetzen.
Y =(X1 UND X2) ODER (X3 UND NICHT(X4))
Y =( X1 * X2 ) + ( X3 * /X4 )

Weiterhin gibt es Assoziativgesetz, Kommutativgesetz, Distributivgesetz und weitere Gesetze.
Link Wikipedia.
Zur Vereinfachung von logischen Ausdrücken gibt es auch Reduktionsformeln und das Gesetz von De Morgan.
Wir werden in dieser Vorlesung nur mit Wahrheitstabellen, Karnaugh Diagrammen und Programmen zur Vereinfachung von logischen Ausdrücken arbeiten.

Boolesche Operationen mit mehr als 2 Eingängen

Es werden NAND und XOR Wahrheitstabellen betrachtet.
NAND
  x1     x2     x3     Y  
0001
0011
0101
0111
1001
1011
1101
1110
XOR
  x1     x2     x3     Y  
0000
0011
0101
0110
1001
1010
1100
1111

NAND Baustein

  • 7400 4-fach NAND mit 2 Eingängen
  • Spannungsversorgung
    • VDD, VSS
  • Ausführliches Datenblatt
    z.B. unter www.ti.com/product/SN7400
  • Markierung für die Orientierung des Bauelementes.
  • Die Anschlüsse (Pins) des Gehäuses werden von links unten mit 1 beginnend gegen den Uhrzeigersinn numeriert.


Fragen


03 Transistorrealisierung und Gatter

Begriffe

Begriff/Bauteil Kenn ich nicht Kenne ich Verstehe ich Kann ich erklären Kann ich anwenden
Mikroprozessor
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